476_summoning

Episch, episch, episch!

476_summoningGeflüsterte Beschwörungen, fernes Donnergrollen, dann Einsatz düsterer Keyboards – Summoning melden sich mit Old Mornings Dawn nach sieben Jahren Absenz stimmungs- und eindrucksvoll zurück. Acht Tracks und fast 65 Minuten Spielzeit (auf der Bonus-Edition sind es zwei Songs und zehn Minuten mehr Laufzeit) entführen auf dem bis dato längsten Summoning-Album wie immer nach Mittelerde, zumindest teilweise. Der im Frühjahr veröffentlichte Trailer machte schon mächtig Laune auf das neue Album, und ich wurde wirklich nicht enttäuscht.Es gibt den sogenannten „Summoning-Moment“: Man schiebt eine beliebige CD des Duos aus Österreich in den Player, drückt „Start“ und lässt erst einmal die Musik nebenher laufen, um mal reinzuhören. Doch dann entfalten die Songs ihre Wirkung, und eine dreiviertel Stunde später ertappt man sich dabei, wie man mit leeren Augen aus dem Fenster starrt und schon die ganze Zeit geträumt hat – von Schlachten, von Tolkiens Welt, von allem möglichen. Dieser Augenblick des Aufwachens ist der Summoning-Moment, und meinen ersten hatte ich 1999 mit Stronghold, das nach wie vor zu meinen liebsten Alben überhaupt gehört.
Old Mornings Dawn bietet diese Momente auch, ist also als Einstiegsdroge denkbar geeignet. Das oben beschriebene Intro jagt einem einen wohligen Schauer über den Rücken, man lehnt sich zurück und lässt sich bereitwillig mitnehmen in diese fremde Welt voll Magie und Wunder.
„Flammifer“ stammt aus Bilbo Beutlins Gedicht über Earendil, dessen Silmaril hell wie ein Stern scheint. Der Seefahrer am Himmel geleitet die ersten Menschen nach Númenór, soviel sei noch gesagt, ohne hier gleich die ganze Geschichte aufzurollen. Dem Flammenbringer widmen Summoning die ersten sieben Minuten ihres neuen Albums, ein Song mit wenig Überraschungen, was, nebenbei bemerkt, für das gesamte Album gilt. Wirklich wundervoll gleiten Melodien und Themen ineinander, das Ergebnis ist ein Stück wie ein kostbarer Wandteppich.

[embedplusvideo height=“309″ width=“500″ standard=“http://www.youtube.com/v/G9XTxXEcqLU?fs=1″ vars=“ytid=G9XTxXEcqLU&width=500&height=309&start=&stop=&rs=w&hd=0&autoplay=0&react=1&chapters=&notes=“ id=“ep1220″ /]

Songs of old Memory amid thy present Tears

Das titelgebende „Old Mornings Dawn“ beschwört eine wahre Bilderflut herauf: Die enthauptete Statue eines alten Königs am Fuße der Schattenberge, beschmutzt, aber dennoch bekrönt von Blumen; Aragorn, wie er durch das Tor der Argonath fährt und ganz plötzlich von der Sonne beschienen zum König wird – das und noch wesentlich mehr steckt in „Old Mornings Dawn“. Es ist ein Lied über eine Ahnung des Zukünftigen, das aus längst vergessenen Erinnerungen wieder aufsteigt.
Etwas härter und gitarrenlastiger steigt „The White Tower“ ein, und flugs ist man in Minas Tirith, dieser alten Stadt, überragt von ihrem weißen Turm, der ein finsteres Geheimnis birgt. „Caradhras” evoziert dann das gigantische Bergpanorama, der Beginn klingt sehr, sehr keltisch-folkig, ein Flair, das Summoning den gesamten Track über beibehalten.

Wirklich aus den Latschen gehauen hat mich dann „Of pale white Morns and darkened Eves“ – ich könnte nicht mal sagen, warum das so war, denn Liebe auf den ersten Blick war das hier keineswegs. Es kam eher überraschend, wie ein Summoning-Moment im Summoning-Moment gewissermaßen: Die Epik des gesamten Arrangements, der unheimlich und emotionale Gesang, die Background-Vocals, die Gitarren und jedes andere noch so kleine Detail, das man beim Immer-wieder-anhören-müssen entdeckt, machen dieses Stück für mich zum absoluten Highlight des Albums. Ein Stück, auf das man sich einlassen muss und bei dem man mehr als einen Durchgang braucht.
Mit „The Wandering Fire“ und „Earthshine“ schließlich klingt Old Mornings Dawn dann aus, und wenn die letzte Note verklungen und man wieder in der Gegenwart angekommen ist, scheint die Welt um einen herum plötzlich etwas grauer, lebloser, leerer. Dagegen hilft nur eins: Ein zweiter Durchgang mit Old Mornings Dawn!

[embedplusvideo height=“402″ width=“520″ editlink=“http://bit.ly/1bOXG41″ standard=“http://www.youtube.com/v/0XfHkjyxZQY?fs=1″ vars=“ytid=0XfHkjyxZQY&width=520&height=402&start=&stop=&rs=w&hd=0&autoplay=0&react=1&chapters=&notes=“ id=“ep3509″ /]

Faint Echoes fade within their drowsy Halls like Ghosts

Selten wird man von einem Album so schnell in Beschlag genommen wie von Old Mornings Dawn, und man muss es sich wirklich mehr als einmal anhören, um es in voller Bandbreite aufzunehmen. Gut, sicher kann man sich, wie immer, darüber streiten, ob es denn nicht mal an der Zeit wäre für ein Orchester, das nicht aus der Konserve kommt. Aber seien wir doch mal ehrlich: Gerade das doch macht den Charme von Summoning aus! Was man mit einem Dosenorchester alles anstellen kann, zeigt im Grunde genommen jedes Album der beiden Österreicher, und wie immer, wenn ich mich damit befasse, mag ich mir das in „richtiger“ Orchestrierung gar nicht vorstellen.
Für mich hat Old Mornings Dawn auf jeden Fall das Zeug dazu, ein Summoning-Klassiker wie Dol Guldur oder Stronghold zu werden!

Anspieltipp: Of pale white Morns and darkened Eves

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch:

SummoningOld Mornings Dawn
Napalm Records
€ 15,99
Kaufen
Summoning-Homepage

Tracklist:
1. Evernight (instrumental)
2. Flammifer
3. Old Mornings Dawn
4. The white Tower
5. Caradhras
6. Of pale white Morns and darkened Eves
7. The wandering Fire
8. Earthshine
Bonustracks:
9. The Darkening of Valinor (instrumental)
10. With Fire and Sword

(5645)