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Extreme Töne aus dem Norden

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Na, bitte, es geht doch: Vernünftiger Black Metal aus Deutschland ist nichts, was der Vergangenheit angehört, sondern ist im Gegenteil überaus lebendig und extrem vielseitig. Das beweist das Quartett Ctulu aus Delmenhorst im hohen Norden. Mathias Junge (Lead-Gitarre & Vocals), Arne Uekert (Rhythmus-Gitarre & Vocals), Lasse Bodenstein (Bass) und Infernal Desaster (Drums) legen 2013 mit Seelenspiegelsplitter ihr drittes Album vor. „Seastorming Extreme Metal“ nennen sie das, was dem Hörer auf Seelenspiegelsplitter entgegenschalmeit – und ja, damit haben sie durchaus recht.

Ctulu knüppeln sich gut eine Stunde lang munter durch 11 Songs, ohne allerdings in allzu wilde Raserei zu verfallen. Statt dessen dominiert ein gesundes Helikopter-taugliches Mid-Tempo – die ersten drei Songs lang ist alles fein bis hierher. Dadurch vermisse ich zwar das „Seastorming“ etwas (das ich bei den Kollegen von Hallig dafür umso mehr herausgehört habe – ich glaube, wenn diese Bands mal gemeinsam irgendwo spielen würden, ich wäre dabei, selbst wenn das Konzert in Delmenhorst stattfände!), aber gut sind Ctulu allemal.
Ruhig wird’s dann mit „Durch Sturmbruch Corridore“, einem zweiminütigen Instrumentalstück, eine musikalische Reise durch, na, wer kommt drauf? Einen Korridor, scheint es. Die Pause tut gut, das Keuchen im Hintergrund lässt mich an die beklemmendsten Szenen in Kubricks 2001: A Space Odyssey denken, dann setzen bei „Insigna Dagonis“ die Gitarren kraftvoll ein – schön! Die Riffs stehen generell musikalisch im Vordergrund, was die Songs extrem eingängig macht, und zwar jeden einzelnen davon.

Die nächste große Überraschung erwartet den Hörer dann bei „Tornasuk“, wobei das auch nur auf den ersten Blick eine Überraschung ist. Ich sag nur: „Ia! Ia!“ Das jedenfalls wird mein neuer Titelsong für Fhtagungen. Den Abschluss der Platte bildet das knapp zehnminütige „Serenadenhallen“, sehr episch, sehr eingängig (gerade der Einsatz der Gitarre ist wirklich grandios!), wieder eher schneller und sehr schöner Ausklang für ein Album, das durchaus seine Glanzmomente hat und generell überzeugen kann.

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Inspiriert scheinen die Herren von den Schweden zu sein, ich meine, auf dem gesamten Album deutliche Referenzen auf Dissection und Naglfar herauszuören, was dem Ganzen jedoch keineswegs schadet. Eine gute Portion Eigenständigkeit ist auch dabei, immer wieder durchsetzt mit der ein oder anderen durchweg positiven Überraschung. Einziger Minuspunkt: Die Lyrics. Vielleicht bin ich da zu sehr geprägt durch meinen bisherigen „Werdegang“ als Germanist, vielleicht habe ich an deutschen Black Metal auch einfach extrem hohe Ansprüche, aber sorry, Jungs, da ist der ein oder andere sprachliche Griff ins Klo dabei. Glücklicherweise sind die vier Nordmänner musikalisch so gut, dass ich da jetzt mal fünfe grade sein lasse.

Anspieltipp: Serenadenhallen

:mosch: :mosch: :mosch: :mosch: :mosch2:

CtuluSeelenspiegelsplitter
Black Blood Records
€ 13,00 (Digi inkl. Patch)
Kaufen
Homepage der Band: www.ctulu.de
Ctulu bei Facebook: www.facebook.com/ctulumetal

Auf dem YouTube-Kanal der Band gibt’s auch ein Making-Of zu Seelenspiegelsplitter.
Laufzeit: 63 Minuten

Tracklist:
01. Seelenbrand
02. Amokkoma
03. Im Widerlicht blutbefleckter Spiegel
04. Durch Sturmbruch Corridore
05. Insigna Dagonis
06. Bleichenblass
07. Tornasuk
08. Flammengestirn
09. Tränenfinsternis
10. Tiara Aus
10 Phobien
11. Serenadenhallen

 

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