Von bösen Mächten treu und still umgeben …

seelenangstEin Gutmensch wird in Berlin grausam ermordet aufgefunden. In seinem Rachen steckt eine Drachenfigur und er wurde von einem Schwert durchbohrt. Bald schon hat man eine Verdächtige, die sich seltsam verhält und auf einen Wink einer schwarzgekleideten Person hin stocksteif wird. Ein anderer bringt sich aufgrund eines solchen Fingerzeigs um. Clara Vidalis steht vor einem Rätsel und bald darauf in Rom vor dem obersten Exorzisten der katholischen Kirche. Es wird noch jemand sterben, soviel ist sicher, denn der Täter scheint der Offenbarung des Johannes zu folgen. Werden Vidalis und ihre Kollegen ihn rechtzeitig aufhalten können?Veit Etzold hatte mit seinem Debüt Final Cut für Aufsehen gesorgt. Ein Buch reichte aus, um sich an die Spitze des deutschen Thrillers zu schreiben. Mit dem zweiten Fall seiner Berliner Expertin für Pathopsychologie, Clara Vidalis, knüpft er direkt an diesen Erfolg an. Seelenangst ist grausam und spannend. Im Gegensatz zu vielen seiner Autorenkollegen verzichtet Etzold auf genaue und zu ausführliche Beschreibungen von Blut und ekelhaften Leichen. Sie kommen vor, müssen sie schließlich auch, aber er suhlt sich nicht in direkten Horrorszenarien. Seine Bücher funktionieren anders: Die Spannung bleibt konstant bis zur letzten Seite, weil die Lösung erst dort genannt wird – und der Leser vorher kaum eine Chance hat, auf den richtigen Schuldigen zu stoßen. Geschickt baut der Autor seine Story auf und legt den Thrill in das, was er nicht erzählt, was aber immer dunkel mit der Geschichte einhergeht. Die Fantasie des Lesers wird gepackt, und manches stellt er sich grausam vor, wie ein Gesicht im dunklen Fenster zu sehen ist, wie hinter einer Ecke der Mörder lauert und wie das nächste Opfer brutal hingerichtet wird.Seelenangst bietet nebenbei noch einen guten Einblick in den immer noch praktizierten Exorzismus der katholischen Kirche. Ein bisschen Geschichte, ein bisschen Dichtung, ein bisschen Glaube. Etzold scheint sich ein umfassendes Wissen angeeignet zu haben, um sein Buch schreiben zu können. Das weiß man als Leser recht schnell zu schätzen. Die Story gerät nie ins Stocken oder weist gar Lücken auf. Sie ist in sich geschlossen und liest sich schnell. Das Buch kann man kaum mehr aus der Hand legen, so gefesselt ist man.
Hat man in Final Cut noch viel von Vidalis‘ Leben erfahren und ihrer Motivation, zur Polizei zu gehen, werden diese Fakten nur noch am Rande erwähnt. Zwar bauen die Bücher nicht zwingend aufeinander auf, aber es ist davon auszugehen, dass Etzold noch mehr Fälle für seine Berliner Kommissarin in petto hat und ihre Vergangenheit sie irgendwann einholen wird.

Was Veit Etzold ausmacht, ist fehlende Schwarz-Weiß-Malerei. Auch Seelenangst macht einem mehr als deutlich, dass das Gute nicht immer nur gut ist – und das Böse nicht immer nur schlecht. Die Abgründe der menschlichen Seele werden nicht verschwiegen oder gar schöngeredet. Sie sind da, und Etzold bringt sie schonungslos zu Papier.

Ein absolut lesenswerter Thriller für schlaflose Nächte.

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Veit Etzold – Seelenangst
Bastei Lübbe, 2013
417 Seiten
8,49 € ebook
9,99 € Taschenbuch

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