Doctor Sleep im Circus Krone

Als ich hörte, der „Meister des Horrors“ komme nach München, dachte ich, ich bin in einem Traum. Doch nach mehrfachem Kneifen wurde mir klar: Es ist tatsächlich so!
Stephen King kommt über den großen Teich nach München – dafür mussten natürlich auch unbedingt Karten her, das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Zum Glück gibt es gute Freunde, die sich mittags an den PC setzen und pünktlich zum Vorverkaufsstart die Reservierungsmail verschicken können.
Nach gefühlten Jahren an Wartezeit rückte der 19.11.2013 immer näher. Gut gelaunt und total gespannt erreichte ich den Circus Krone in München. Eine ewig lange Schlange wand sich bereits davor, doch der Einlass verlief komplikationslos und zügig. Die Platzwahl hätte ich nicht besser treffen können. Circa 10-15 Meter trennten mich von der Lesebühne und somit vom Meister.
Ungeduldig und hibbelig schaute ich ständig auf die Uhr. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen.
Um 20.30 Uhr kam Moderator und Interviewer Denis Scheck auf die Bühne. Er führte gekonnt und professionell durch den Abend, übersetzte fast wortwörtlich die Antworten Kings auf seine Fragen. Ein großartiger Job, den Herr Scheck an diesem Abend geleistet hat, absolut souverän.
Unter tobendem Applaus betrat Stephen King die Manege. Er verbeugte sich, war sichtlich gerührt und angetan von dem Jubel und dem Zuspruch. Mit einem Grinsen im Gesicht, schlabbrigen Jeans und ausgeleiertem T-Shirt beantwortete er amüsiert die ersten Fragen. Er wirkte wahnsinnig entspannt, locker, witzig, sympathisch und natürlich.
Wer meint, zu einer Lesung kommt der Autor mit einem richtigen Buch, der wurde bei King enttäuscht, dieser griff bei seinem Lesepart zum iPad. Die Technik schien allerdings nicht ganz so zu funktionieren, wie der Meister es gern gehabt hätte. So fluchte er ein „Fucking iPad“ in das Mikro, und der ganze Saal lachte.
Nachdem alle gebannt an seinen Lippen gehangen hatten, kam Denis Scheck wieder zum Einsatz. Stephen erzählte uns, dass er den Circus Krone richtig toll findet oder dass Walt Disneys Filme mehr Horror in sich bergen als die Horrorfilme selbst. Freddie und Co kommen einfach gegen ein Bambi nicht an. Zudem erzählte er uns, wie ihn Regisseur Stanley Kubrick morgens telefonisch aus der Dusche holte, und dass er einmal mit seiner Frau fast so ähnliche Erlebnisse hatte wie in Shining – allein und verlassen in einem Hotel.
Natürlich wurde an diesem Abend auch aus der deutschen Ausgabe gelesen. Diesen Part übernahm Synchronsprecher David Nathan, der sonst Johnny Depp oder Christian Bale seine Stimme leiht. Vor den ca. 2500 Anwesenden hauchte er der Geschichte Doctor Sleep Leben ein.
Ausdrucksstark und lebendig las er aus dem Werk und zog die Zuhörer ins seinen Bann und auch Stephen King, der andächtig und entspannt dem Vortragendem lauschte.
Zum Ende des Abends beantworte Stephen King ganz geduldig ein paar Zuschauerfragen. Für ihn und seinen Auftritt gab es Standing Ovations, der Saal tobte.

Fazit: Ein grandioser und unvergesslicher Abend mit einem gutgelaunten und sehr sympathischen Stephen King, einem sehr professionellen Denis Scheck und einem hervorragenden David Nathan.

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