Keiner ist schuld

wisnewskiDie NSU-Morde sorgten für Schlagzeilen und einem Aufschrei – nicht nur bei der deutschen Bevölkerung. Ein Bankraub war so undurchsichtig und spektakulär, dass man an der Intelligenz von Mitbewohnern und Wachdiensten zweifeln musste. In Indien fallen Frauen Massenvergewaltigungen zum Opfer.Das alles und noch einige Fälle mehr geschahen 2013 und wurden nicht nur in den Medien breitgetreten. Diese Verbrechen waren – und sind es teilweise immer noch – Thema Nummer eins in zahlreichen Gesprächen. Gerhard Wisnewski hat sich dieser Fälle angenommen und sie noch einmal in einem kleinen Büchlein nacherzählt. Was geschah, was geschah nicht – und wo ist eigentlich der Haken bei diesen angeblichen Untaten?Die Beschreibungen rufen dem Leser die Geschehnisse noch einmal in Erinnerung, lassen vielleicht auch manches ins Bewusstsein treten, was man noch nicht wusste oder nicht sonderlich beachtet hatte. Eine scheinbar umfassende Recherche gepaart mit juristischem Wissen und journalistischem Verstand motzen das kriminelle 2013 noch einmal richtig auf, um nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, was geschehen ist und was Politik und vor allem Ermittler in den Sand gesetzt haben.Hier fängt es an. Bereits das zweite Kapitel lässt einen doch sehr stutzen. Sicherlich machen Polizisten Fehler, die eine Aufklärung erschweren oder zu viel Zeit zwischen Tat und Überführung der Täter verstreichen lassen. Dabei ist auch nicht zu unterschlagen, dass manches doch mal nach Bestechung aussieht, was eigentlich neutral behandelt werden sollte. Auf der anderen Seite ist es schon gefährlich, wenn man Beate Z. und die Gruppe um sie herum als harmlose, brave Bürger darstellt, die sich nie etwas zuschulden kommen ließen und die eigentlichen Opfer sind. Opfer des Staates, der Nazi-Szene, der Juristen, Polizei, ja, Opfer ganz Deutschland, da wir alle sie verurteilen und dabei doch alle rechter sind als sie!

In diesem Stil geht es weiter, wird auch die vergewaltigte Studentin nicht mehr als Opfer, sondern als Provokateurin hingestellt, die sich einfach mal besser mit Indien hätte auseinandersetzen müssen. Dieser Vorwurf wird auch nicht durch die zwei schwachen Sätze entkräftet, dass eine Vergewaltigung trotzdem nicht okay sei, auch wenn das angebliche Opfer selbst schuld dran ist.

So wird aus einem eigentlich ganz guten Buch eine unverschämte Farce, die Opfer verspottet, Täter glorifiziert und irgendwann lieber auf dem stillen Örtchen als Klopapierersatz landet. Netter Versuch, leider ziemlich gescheitert.

Gerhard Wisnewski studierte Politikwissenschaft und arbeitet als freier Autor und Dokumentarfilmer. Viele seiner Bücher wurden zu Bestsellern, darunter Operation 9/11 oder Das RAF-Phantom.

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Gerhard Wisnewski – Ungeklärt, unheimlich, unfassbar
DroemerKnaur 2013
335 Seiten, broschiert
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