Blutmusik
Individualität? Fehlanzeige, Emotionen und alles, was „krank“ sein könnte, wird von vornherein vom System unterdrückt. Die Verbindung zwischen Mensch und Maschine erzeugt dabei eine neue Spezies, und Revolution ist im perfekten System unmöglich. Und doch bleibt irgendwo in den biomechanischen Synapsen, knapp außerhalb der Reichweite der allgegenwärtigen Nanobots, noch ein kleiner Rest Bewusstsein („Preserved Identity“), das partout nicht aufgeben will.Von diesem Hoffnungsschimmer sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen, denn so endlos und ewig das Leben in der Cloud auch ist, so endlos und ewig ist die Tortur der Seele, die nicht mit hochgeladen wird, die zurückbleibt im Nano-Vortex und jetzt unermessliche Qualen leidet. Leben, wie wir es kennen, existiert in Lyfthrasyrs Zukunft nicht, was bleibt sind Befehle, gebrüllt an einen Körper, der schon lange nicht mehr existiert („Life Overdose“). Der Preis für die Unsterblichkeit ist hoch: Körperloses Bewusstsein, gefangen im System.
Experimentierfreudig waren Lyfthrasyr schon immer, was auch bei The Engineered Flesh deutlich zutage tritt und diesem Album wirklich zugute kommt. The Engineered Flesh klingt dabei wie der große, bösartige Bruder der Deathstars, und Lyfthrasyr trauen sich in ihrer postmodernen Variante des Black Metal wesentlich mehr als ihre zahmen Kollegen. Wer also keine Angst vor einer Kapelle hat, die konstant die Grenzen des Genres auslotet und austestet und dabei auch nicht vor Synthies zurückschreckt, ist hier genau richtig. Vor allem der sterile Sound überzeugt mich von The Engineered Flesh, ein Stilmittel, das selten so angemessen zum Einsatz kam wie hier.
Anspieltipp: „Evolution“
Lyfthrasyr – The Engineered Flesh
VÖ: 29.11.2013
11,00 Euro – Kaufen!
Tracklist:
1. The New Era Of Immortality
2. Soul Transition Interface
3. Technological Singularity
4. Evolution
5. Mind Simulator
6. Preserved Identity
7. Wisdom In The Loop
8. Life Overdose
Laufzeit: 41:08
(4273)