Gedankenwelten

 

c_ani-unterhaltung-28112-3Friedrich Ani kennt man größtenteils durch seine Süden-Erzählungen. Vor kurzem wurde sein neuestes Buch Unterhaltung veröffentlicht. Hier sind seine zum Teil unveröffentlichten bzw. unter anderem Titel erschienenen Geschichten zusammengeführt. Durch den Besuch einer Lesung des Schriftstellers im September 2013 sind mir einzelne Erzählungen bereits bekannt, unter anderem „Zigeunerschnitzel und Demokratie“, „Der verzweifelte Erlöser“ und „Der verwirrte Trainer“. Auch den im Dezember erschienenen Weihnachtskrimi Damenwahl, letal habe ich für das Webzine Schwarzes Bayern rezensiert und hier als Druckversion hinzugefügt. Nun gilt es, einen Blick auf das weitere Material zu werfen:

„Kardigglding“ ist ein Super-Polizist, der alle seine Fälle irgendwie löst – auch wenn der Überführte nicht der Täter sein kann. Seinem Erfolgskriminalisten Süden widmet der Autor auch Platz innerhalb dieses Buches, unter anderem wird die Erinnerung an Südens verstorbenen Freund und Kollegen Heuer hochgehalten, ein alter Fall immer noch nicht zu den Akten gelegt und ein neuer Fall kurz und gut erledigt – wenn auch nicht für die Auftraggeberin.
Dann gibt es da noch eine verschworene Dorfgemeinschaft, die bei „Blutige Mitternachtsbrezen“ eine große Rolle spielt. Auch traurige sowie wehmütige Seiten werden aufgeschlagen, wie zum Beispiel bei „Das tätowierte Herz“ und „Licht in der Frauenstraße“, und die Grausamkeit gegenüber Kindern mit „Aschenputtel“ wird beleuchtet. Nachdenklich stimmt mich „Hausverbot“ im vierten Kapitel: Zwei ältere Menschen, jedes Leben hatte seine eigene Bestimmung, die Änderung der eingeschlagenen Wege führt zur Zusammenführung, aber dann doch nicht zum gemeinsamen Happy End. Hier steckt auch ein bisschen Philosophie dahinter, wie mitunter bei so manch anderer Story. Die Komik kommt natürlich auch nicht zu kurz, unter anderem bei „An den Fremdmünchner an sich“. „Rupert“ ist ein gutes Beispiel für die Erzählkunst von Friedrich Ani: Alles beginnt harmlos, vieles wird angedeutet, in der Mitte kommt eine tragische Wendung, bis das große Finale eintritt.

Innerhalb der 39 Fälle von Mord, Verschwinden, Raub und Tod mit den damit einhergehenden Grübeleien sowie Ungereimtheiten, mit der Würze aus Liebe, Lust, Komik und den unerwarteten Wendungen wird gut unterhalten. Die Geschichten zeugen von einer guten Beobachtungsgabe sowie Phantasie oder vielleicht auch von eigenen Erlebnissen des Autors. So manche Sichtweisen sind nur für einen Nicht-Kneipen-Besucher neu, aber anscheinend nicht für Friedrich Ani, da viele Geschichten davon berichten. Mir drängt sich dabei ein Bild auf: Ani sitzt in seiner Lieblingskneipe oder vielleicht im Biergarten vor seinem Getränk und beobachtet, hört zu, schreibt auf und formuliert seine nächste Erzählung darüber.
Lesbar sind die Geschichten alle. Was mich allerdings etwas stört ist die mitunter schnell aufeinander folgende Gleichartigkeit der Kneipen-Szenerien. Vielleicht sollte man sich beim Lesen mehr Zeit lassen und nicht alles hastig hintereinander verschlingen, so wie ich es getan habe. Das ist aber ein persönliches Problem, das ich nicht in meine Bewertung einfließen lasse.
Empfehlen würde ich eine Hörbuch-Fassung, natürlich vom Autor selbst gelesen! Er hat im September 2013 bereits gezeigt, dass er dazu voll und ganz im Stande ist.

 

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Friedrich Ani: Unterhaltung
Droemer Verlag, 03.03.2014
Hardcover, 320 Seiten
€ 18
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