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My Cold Embrace, 1998 gegründet, haben bisher in Eigenregie drei Alben und einige EPs auf den Markt geworfen; zuletzt 2013 die EP Earth Exhausted. Musikalisch bietet das Quintett aus Kassel knüppelharten Death Metal in die Fresse, der mich vor allem live abgeholt hat. Zugegeben: Ein bisschen gemein war’s schon, was ich mit den Herren von Rapture und My Cold Embrace veranstaltet habe: Nachdem ich auf dem Dark Side of Munich beide live gesehen hatte und dabei offenkundig wurde, dass sich die beiden Formationen sehr gut verstehen (akustisch bewiesen auf der Split-EP Schnittmenge), habe ich beide am selben Tag unsere Band-der-Woche-Fragen vorgelegt und wollte wissen, wer sie schneller beantworten würde. Gewonnen – rein zeitlich – haben zwar die Kollegen aus München, aber natürlich freue ich mich auch über die verspäteten Antworten von Sänger Den sowie Gitarrist Dirk!

 

Wer verbirgt sich hinter My Cold Embrace?
Den: Fünf Freunde – und das, obwohl wir keinen Hund in der Band haben! Spaß beiseite, letztlich haben wir uns genau darüber stets definiert. Dirk (Gitarre) und Dennis (Drums) sind von der Gründungsbesetzung noch übrig, Marco (Gitarre, seit 2006) und ich (Vocals, seit 2007) sind jetzt auch schon lange dabei, und Pato ist am Bass Ende letzten Jahres ganz frisch eingestiegen.
Dirk: „Noch von der Gründungsbesetzung übrig“ klingt so negativ. Wir sind nicht die Letzten die gehen, sondern immer noch die Ersten die bleiben!

Müsste man eure Musik in eine Schublade stecken und ein Genre-Etikett darauf kleben, welches wäre das?
Den: Ein völlig wirr bedrucktes oder ein schneeweißes. Wir passen nicht, nie und nirgends. Glaubt man den Kritikern, tanzen wir hochgradig taktlos auf allen Hochzeiten zwischen schwedischem Death und ursprünglichstem Crust, das Kleid getränkt mit einer ordentlichen Punk/Hardcore-Attitüde.
Dirk: Wir kannst du bei unserem pingeligen Zählmonster Dennis an den Drums von Taktlosigkeit reden Den?! Ich glaube wohl! Ich finde, wir machen seit 16 Jahren einen guten schwedischen Todestakt, der nur deswegen für konventionelle Ohren manchmal so verwunderlich klingt, weil sich UNSEREM Stil einfach nie einer angepasst hat. Stell dir vor, wir wären vor Dismember oder Unleashed gestartet, und die hätten UNS cool gefunden.

Wie würdet ihr einem tauben Mann den Sound von My Cold Embrace beschreiben?
Den: Man stelle sich ein tollwütiges Erdferkel vor, dass auf einer Überdosis Methamphetaminen Schlitten über die A7 fährt. Rückwärts!
Dirk: Kurzer Trip nach Prypjat. Sightseeing am Reaktor von Tschernobyl, und dann eine Nacht lang in schwere rostige Eisenketten gefesselt am verfallenen Marktplatz der Stadt darauf warten, dass einen die dort lebenden Wölfe anfressen oder auch nicht. Schärfe deine Sinne, wittere die Gefahr, spüre die Drohung, den Background, spüre Licht und Dunkelheit. Kalte Umarmung. Strahle ein letztes Mal.

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Aus welcher Sorte Panik heraus ergeben sich die genialsten Lieder?
Den: Abgenickt von Pa-Nick, oder wie? Nee, wir halten es da eher mit Arthur Dent: Don’t Panic! Klar fühlt man, wenn man fünf Jahre keinen neuen Output unters Volk gebracht hat, ein wenig den Zugzwang. Aber das ist nur gesund, sowohl für die Motivation als auch für das musikalische Ergebnis.

Welches Instrument wird sicherlich NIE auf einem My Cold Embrace-Album zu hören sein?
Den: Wir haben mit Geige und Bratsche ja schon recht abgefahrene Ausflüge hinter uns, von daher schließen wir mal nichts aus. E-Drums á la Flippers halte ich aber für hochgradig unwahrscheinlich.
Den: Ich nehme mal an, es wird die Original Fender Strat von Jimmy Hendrix sein, die wir nicht auf unser Album bekommen. Die Portokasse ist einfach leer.

Welche Platte sollte man auflegen, wenn man morgens aus dem Bad spaziert und das wunderhübsche Mädchen von gestern Nacht noch im Bett liegt?
Den: Inhaltlich? “Hit me baby, one more time” oder Billy Idols “Flesh for Fantasy”. Aber wenn man das Mädel wachklopfen will, sollte man vielleicht doch einfach zur neuesten MCE-Scheibe greifen.
Dirk: Ich tendiere zu Belphegor “Bondage Goat Zombie“. Wenn die Alte dann noch nicht wieder auf den Socken ist: CBT, Waco Jesus und Lividity nachlegen. Ihr wisst doch was unsere (Groß-)Väter in den Sechzigern sagten?! „Wer zweimal mit derselben pennt, der gehört schon zum Establishment!“

Von welchem Song wünscht ihr euch, dass ihr ihn geschrieben hättet?
Dirk: Heißer Tipp: Schau auf das Backcover unserer nächsten CD und zähle die Titel!

Kein Alkohol ist bekanntlich auch keine Lösung – eine Alk-Kombination, nach der ihr ganz sicher keine Probleme mehr habt?
Den: Stimmt. Alkohol ist keine Lösung, sondern eine Kohlenstoffverbindung mit einer oder mehreren Hydroxygruppen. Ist aber wurscht, schmeckt trotzdem. Marco würde als ultimativen Problemlöser bestimmt auf Pfefferminzschnaps plädieren, aber wer einmal Stiefelsaufen ohne Bier gemacht hat, weiß: viel heftiger geht’s kaum.
Dirk: Ich halte es da mit der lange Jahre geäußerten philosophischen These: „Alkohol ist die Ursache und Lösung aller Probleme“. Ich mache mir aber gerne mal ein hausgemachtes Problem aus Tullamore Dew Whiskey und Seven Up – kenne ja die Lösung.

Woran erkennt man einen Freund?
Dirk: Freundschaft ist wie eine vollgepinkelte Hose, jeder kann sie sehen, doch nur du spürst diese Wärme!
Den: Was soll man diesem philosophischem Erguss noch hinzufügen?

Wer war der Held eurer Kindheit?
Dirk: Wenn wir in den Achtzigern „Masters of the Universe“ spielten, würfelten wir unsere Teams bunt zusammen und wählten abwechselnd eine Figur aus. Skeletor war immer als erstes weg, also kaufte ich ihn mir auf dem Flohmarkt ein zweites und drittes Mal. Ein Team ohne Skeletor ist wie Metal ohne Eier. Scheiße. Wer außer Mötley Crüe oder Stryper wollte eigentlich Prinz Adam im Team haben?
Den: Stimmt schon, Skeletor ist die coolste Sau der 80er-Cartoon-Jahre. Allerdings war er auch, um einen Freund zu zitieren, „bretterblöd“. Megatron und die Decepticons hätten ihn jederzeit nass gemacht.

Sind wir allein im Universum?
Den: Wenn nicht, kann man nur hoffen dass andere Spezies nicht so blöde sind wie wir. Wenn nicht, dann bete ich, dass wir allein sind. Mehr Dummheit hält doch kein Kosmos aus.
Dirk: Es gibt schon zu viele Idioten in diesem Land, von der Erde, dem All oder gar Berlin ganz zu schweigen. Kaum auszuhalten, dass da draußen noch mehr Dummbrote im All sein könnten. Aber wenn die Jungs da draußen im All chillig sind, Nazis nicht riechen können und DIY verstanden haben, dann sind sie in unserem Proberaum willkommen. Und da lassen wir nun wirklich nicht jeden rein.

Was steht als Nächstes an – Tour? Studio? Auszeit? Ganz was anderes?
Den: Mehr so Songwriting, vorher macht Studio wenig Sinn. Diesmal soll es bis zum nächsten Release auf keinen Fall fünf Jahre dauern. Für eine Tour wären wir aber jederzeit zu haben. Wer immer das liest und zufällig Booker ist: Melden, Alter!
Dirk: Vielen Dank für das Interesse! Melden! Ich würde seit heute gerne in Prypjat spielen. Danke für die coolen Fragen! (Anm. d. Redaktion: In Pripyat wären wir sofort dabei!)

Mehr zu My Cold Embrace im Netz gibt es hier:

www.mycoldembrace.de
facebook.com/mycoldembraceMy Cold Embrace auf YouTube

Quelle Fotos: MyColdEmbrace

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