Härte trifft Klassik

Im schönen Österreich gründeten 2011 Tony Gassner und Christian Präauer die Band Krankheit. Nach kurzem Gastspiel von Pearcy Haubenwaller am Keyboard und Dave Knoll an der Gitarre fanden sie schließlich in Roy Preissler ihren jetzigen Gitarristen.
Mit der Produktion eigener Songs waren die Mitglieder sehr schnell, bereits im November 2011 veröffentlichten sie ihre EP Menschenfänger. Um ein komplettes Album mit satten zwölf Titeln auf den Markt zu bringen, ließ die Band zwei Jahre verstreichen. Das Debütalbum Sanatorium ist seit 01.11.2013 erhältlich. Dahinter verbergen sich die sechs Stücke der EP in neuer Überarbeitung und sechs neue, die die Themen Düsternis, Härte und psychische Krankheit noch mehr verarbeiten.

„Tausendfüssler“ ist der erste Track des Albums. Eine unheimliche, tiefe und leise Stimme zieht die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Gänsehaut breitet sich aus, so düster und schaudernd sind Melodie und Text. Dennoch höre ich, wie gefangen, genau hin und achte auf jede Zeile. Gitarre und Schlagzeug sind sehr verhalten im Hintergrund zu hören, dadurch kommt die Stimme von Chris absolut zur Geltung. Mit seiner Härte und Farbe erinnerte sie ganz stark an Till Lindemann von Rammstein.
Dass die Band auf klassische Stücke von Mozart, Brahms und anderen alten Meistern zurückgreift, höre ich deutlich bei „Figaros Schlachtfest“ und „Menschenfänger“. Doch schnell verschmelzen die Takte mit den Instrumenten der Band. Zusammen ergeben sie eine interessante Kombination, die ich so noch nie gehört habe.
Die Texte sind durchzogen von Krankheit, Tod und Melancholie. Keine leichte Kost, zu sehr lässt man sich hineinreißen in die depressive Stimmung.
Die Titel sind sehr abwechslungsreich, jeder wartet mit einer Besonderheit auf, sei es der Auftakt zu einem Kinderlied „Guten Abend, Gute Nacht“ oder ein paar elektronische Takte wie bei „Die Antwort“. Die Bandmitglieder treiben ihre Instrumente ganz schön an. Hier herrscht Perfektion vom Feinsten, alles ist stimmig, gerade im Zusammenhang mit den altbewährten Meistern.
Ganz besonders gut beherrschen sie das bei „Für Elise“.
Den Song muss ich mir zweimal anhören, denn beim ersten Lauschen verliere ich mich in den Klängen. Beim zweiten Hören achte ich mehr auf Text und Stimme. In diesem Lied finde ich meinen Favoriten.
Schaurig schön der „Weisse Mann“, ebenfalls ein Stück, das sämtliche Facetten der Band widerspiegelt und so herrlich verrückt und krank klingt. „Schlampe“ nimmt kein Blatt vor den Mund. Knallhart rechnet Sänger Chris ab, Unterstützung bekommt er durch kräftige Gitarrenriffs und Drums. Klasse Sound!

Das Album gefällt mir wirklich sehr gut, es ist anders, neuartig, jedoch hart und düster. So, wie ich es mag. Individuell und gerade heraus.
Mit den klassischen Elementen hebt sich Krankheit mit Sanatorium von der Masse ab. Sie gehen in einen neuen Weg der Neuen deutsche Härte, eine Stilrichtung, die langsam aber stetig wächst. Das Konzept passt. Wäre interessant, ob sie mir live genauso eine Gänsehaut einjagen können wie mit ihrem Debütalbum.

moschmoschmoschmoschmosch

Anspieltipp: Für Elise

Krankheit – Sanatorium
Label: Bob Media Gmbh & Co. Kg (Soulfood)
€ 14,99

Tracklist:
1. Tausendfüssler
2. Figaros Schlachtfest
3. Komm zu mir
4. Menschenfänger
5. Kranke(N)Schwester
6. Guten Abend Gute Nacht
7. Die Antwort
8. Menschmaschine
9. Für Elise
10. Weisser Mann
11. Schlampe
12. Teufelsneurose 488

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