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Die Dunkelheit aus dem Süden

kult_unleashedfromdismallight_coverKULT sind für mich die zweite Band dieses Jahr (nach Isvind, for the record), die mir mit sehr, sehr gutem Black Metal der alten Schule eine Zeitreise in die 90er bescheren. Kinder der 90er sind die Italiener allerdings nicht: KULT besteht seit 2002, gegründet wurde das Quartett von Kacele (Gitarre) und Werewolf (Vocals), nahm im selben Jahr das Demo Total Devastation auf, dem es 2007 das Album Winds of War folgen ließ. Es folgten Jahre des Tourens durch ganz Europa, bis Werewolf 2013 die Band verließ und von Tumulash am Mikro ersetzt wurde, der vorher hauptamtlich bei Tumulus Anmatus keifte und sich auch durch diverse CD-Cover und Artworks um den italienischen Extreme Metal verdient macht – ein Wechsel, der dem aktuellen Album Unleashed from Dismal Lights wirklich guttut. Inzwischen ist auch das Line-up wieder stabil und besteht, neben den bereits erwähnten Kacele an der Gitarre und Sänger Tumulash aus Davide White (Bass) und Gionata Potenti (Drums).Wenn ich an italienischen Black Metal denke, fallen mir vor allen Dingen Opera IX und Mortuary Drape ein, beide dezidiert gegen den norwegischen Stil und stattdessen eher doom-lastig – ein Merkmal, das sich generell als Faustregel für einen italienischen Stil anwenden lässt, wie ich meinte. Einen ähnlichen Sound hätte ich demzufolge auch bei KULT erwartet, und das düstere, unheilvoll anschwellende Intro bei „Specter’s Recurrence“ inklusive Kirchenglockengeläut schien das auch zunächst zu bestätigen. Als dann Blast Beat von eindeutig nordischer Provenienz einsetzt und infernalisches Gekreische, bin ich geplättet. Geil! Irgendwie Anklänge an ganz frühe Siebenbürgen (VOR der Delictum!), ohne die säuselnden Weiber, hart, mit eingängigen Riffs und höllisch schnell – gefällt!kult_bandfoto

Etwas ruhiger geht es dann bei „Malicious Metamorphosis“ zu, das das Tempo des Openers wieder rausnimmt und live sicherlich für den ein oder anderen Muskelkater im Nackenbereich sorgen wird. Die Verwandlung zum Bösen setzt sich dann mit „Exercitus Mortorum“ fort, das wieder etwas an Tempo zulegt, bis dann mit „To Flagellate Life“ wieder die Anfangsgeschwindigkeit erreicht ist. Dabei bleiben KULT konstant im Stil, hat man sich mal eingegroovt, bietet der Sound keine Überraschungen. Avantgarde sucht man hier vergeblich, Experimente auch, und dennoch ist Unleashed from Dismal Lights alles andere als ein langweiliges Album. Abgerundet wird die Scheibe durch die Produktion, die angenehm rau daherkommt und Kanten keinesfalls abschleift, ohne allerdings ins Unterirdische abzurutschen. So muss das sein!

„Raging Curse upon Man“ macht genau das und ist auch wieder bang-tauglich im mittleren Tempobereich angesiedelt. Und was noch bis hierhin auffällt, ist die Länge der Stücke, die zwischen fünf und sieben Minuten liegt. Ausreißer nach unten ist „Into Deadly Coils“ mit zweieinhalb Minuten, das auch wieder ordentlich reinprügelt und rein instrumental ist. Was darauf dann folgt, ist mein persönliches Highlight auf Unleashed from Dismal Lights: „Sons of Nightfall“ ist eine moderat-groovige Nummer, bei der man durch die Bank den Kopf schütteln kann. Dann wird es mit „Senza Pace“, dem letzten Stück auf der Platte, muttersprachlich. Die Knüppelorgie verabschiedet den Hörer nach einer Dreiviertelstunde aus dem extrem dunklen und kalten Italien.

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Insgesamt haben KULT hier für meinen Geschmack alles richtig gemacht: Nicht zu sauber produziert, eingängige Songs, die sich gut im Tempo abwechseln, der Gesang kreischt, ohne zu sehr zu keifen, was wiederum gut zu der sehr melodischen Gitarre passt. Nachdem KULT gerne, oft und viel live spielen, hoffe ich, dass sich die Italiener auch mal in München blicken lassen – mit meiner Anwesenheit muss dann gerechnet werden.

Anspieltipp: „Sons of Nightfall“ und “Specter’s Recurrence”

moschmosch

moschmoschmosch
KULTUnleashed from Dismal Lights
Folter Records, 16.10.2013
11,00 Euro
Kaufen im FolterShopKULT bei facebookTracklist
01. Specter’s Recurrence
02. Malicious Metamorphosis
03. Exercitus Mortorum
04. To Flagellate Life
05. Raging Curse upon Man
06. Into Deadly Coils
07. Sons of Nightfall
08. Senza PaceLaufzeit: 43:14

Quelle Fotos: Band

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